von Astrid Wack
Die Situation scheint verfahren: die Konfliktpartner sind nicht mehr in der Lage, konstruktiv miteinander zu sprechen, sie beharren auf ihren Standpunkten, setzen sich gegenseitig unter Druck und jeder versucht, „Sympathisanten“ für seine Sache zu gewinnen. Das führt im Extremfall dazu, dass ganze Geschäftsbereiche oder Abteilungen miteinander „im Klinsch“ liegen, sich der Konflikt massiv ausweitet und damit die Performance des Unternehmens zunehmend und empfindlich leidet. Einen Ausweg kann hier die Arbeit mit externer Mediation bieten. Astrid Wack beschreibt in ihrem Artikel, wie das geht:
Oftmals kann auch die gemeinsamen Führungskraft, die versucht, zu vermitteln und zu schlichten, den Streit nicht entschärfen. Nicht nur in dieser Situation kann der Einsatz eines Mediators sinnvoll sein: Je früher die Konfliktpartner wieder miteinander ins Gespräch kommen, desto eher kann eine Lösung erarbeitet werden, die von beiden dauerhaft getragen wird.
Was ist Mediation?
Mediation ist ein klar strukturierter Prozess zur Konfliktbearbeitung mit einem neutralen Dritten – dem Mediator oder Konfliktberater. Mediatoren sind weder Richter noch Schlichter, sie treffen keine inhaltliche Entscheidung und geben keine Lösung vor. Vielmehr sind sie dafür verantwortlich, den Weg der Konfliktbearbeitung zu strukturieren und zu begleiten. Sie moderieren zunächst das Gespräch und sorgen dafür, dass die Kommunikation zwischen den Konfliktpartnern, die häufig gestört ist, wieder in Gang kommt. Dabei ist es wichtig, dass alle Beteiligten ausreichend zu Wort kommen, ihre Interessen und Wünsche erkunden und der anderen Seite verständlich machen können.
Ziel der Mediation ist es, die Konfliktparteien dabei zu unterstützen, eigenverantwortlich eine faire und angemessene Lösung zu finden, die von allen Beteiligten getragen und akzeptiert wird. Das gelingt dann am besten, wenn die Beteiligten selbst – mit der Vermittlung des Mediators ‑ Regelungen erarbeiten, die auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Es gibt am Ende der Mediation keine Sieger oder Verlierer: stattdessen geht es darum, einen Konsens zu finden; einen für beide Beteiligten gangbaren Weg.
Die Rolle des Mediators
Aufgabe des Mediators ist zunächst, eine Prozessstruktur für die Mediation zu schaffen, diese Struktur mit den Beteiligten umzusetzen und neutral – oder besser allparteilich – dafür zu sorgen, dass wieder Verständnis für den Gesprächspartner entstehen kann. Der Mediator wird die Ansichten und Meinungen der Konfliktpartner nicht bewerten oder sich auf eine Seite stellen. Er nimmt beide Perspektiven ernst und unterstützt beide Konfliktparteien darin, sich dem jeweils anderen verständlich zu machen. Auch die Lösungsfindung wird vom Mediator moderiert und nicht vorgegeben. Er gestaltet also den Prozess und gibt keine inhaltlichen Regelungen vor.
Damit dies gelingt, finden i.d.R. Vorgespräche mit allen Beteiligten statt. Außerdem werden vom Mediator klare Gesprächsregeln vorgegeben und auf deren Einhaltung geachtet.
Voraussetzungen für eine Mediation
Damit die Mediation erfolgreich durchgeführt und beendet werden kann, müssen einige Verfahrensgrundsätze berücksichtigt werden. Diese Grundsätze sind
- Freiwilligkeit: Das Mediationsverfahren basiert auf der freiwilligen Teilnahme der Konfliktpartner. Dies beinhaltet auch die Möglichkeit, jederzeit ohne Angabe von Gründen das Mediationsverfahren beenden und verlassen zu dürfen, ohne dass dadurch Nachteile entstehen.
- Selbstverantwortlichkeit: Beide Konfliktpartner müssen selbst aktiv werden; sie müssen bereit sein, ihre Sicht der Dinge darzulegen und sich die Sichtweise des anderen anzuhören und verstehen zu wollen. Eine Lösung kann nur von den Parteien selbst erarbeitet werden.
- Offenheit: Offenheit gilt sowohl für die Bereitschaft, sich auf das Gegenüber einzulassen, als auch auf die Kundgabe der eigenen Standpunkte und der dahinterliegenden Interessen und Bedürfnisse. Ebenso muss die Ergebnisoffenheit gegeben sein: Wenn eine der Parteien nur einen bestimmten Ausgang des Verfahrens akzeptieren würde, ist die Mediation nicht anwendbar.
- Ehrlichkeit/Informiertheit der Beteiligten: Die Parteien des Mediationsverfahrens müssen über alle entscheidungserheblichen Tatsachen umfassend informiert sein. Die Konfliktpartner müssen darüber hinaus alle Informationen, Tatsachen und Belege, die für die Mediation erheblich sind, offen legen. Denn nur so kann eine dauerhafte, d.h. endgültige Konfliktbeilegung gewährleistet werden. Eine Partei die einer Mediationsvereinbarung zugestimmt hat, die auf Grund von Falsch- oder Nichtinformationen getroffen wurde, wird sich an diese nicht gebunden fühlen.
- sowie Vertraulichkeit: Das Prinzip der Vertraulichkeit umfasst einen strikt vertraulichen Umgang mit allen im Mediationsverfahren bekannt gewordenen Tatsachen, Informationen usw. durch alle Beteiligten. Das heißt, dass sich die Medianten und der Mediator zur Verschwiegenheit verpflichten.
Der Ablauf des Mediationsverfahrens
In der Regel finden vor dem Start eines Mediationsverfahrens Gespräche zwischen den einzelnen Konfliktparteien und dem Mediator statt. In diesen Gesprächen erläutert der Mediator das Verfahren und verschafft sich schon einmal einen ersten Überblick über die Erwartungen der Parteien sowie den Konfliktgegenstand. Ziel dieser „Vorphase“ ist die Festlegung eines sicheren Rahmens für alle Beteiligten und die Sicherstellung einer freien Entscheidung für das Verfahren sowie die Prüfung, ob sich der Fall auch für das Mediationsverfahren eignet.
In der eigentlichen Mediation werden in einem ersten Schritt Prinzipien und Regeln noch einmal gemeinsam vereinbart sowie Ablauf und das vorgeschaltete Vorgehen transparent und nachvollziehbar gemacht.
Die zweite Phase ist die der Bestandsaufnahme: die Beteiligten werden gehört und eine Sammlung und ggf. Priorisierung der relevanten Themen vorgenommen.
In der sich anschließenden dritten, häufig am längsten andauernden Phase erfolgt eine intensive Klärung aller Themenaspekte sowie der häufig zunächst verborgenen Interessen und Bedürfnisse der Parteien. Zentrale Aufgabe in dieser Phase ist das Ermöglichen des gegenseitigen Verständnisses. Erst wenn die dritte Phase erfolgreich durchlaufen wurde, kann in der vierten Phase Lösungen die Ideenfindung, Diskussion und Formulierung gemeinsam akzeptierter Lösungsanätze folgen.
In der fünften und letzten Phase werden die gemeinsamen Vereinbarungen schriftlich fixiert.
Durch die Intensität und Tiefe des Verfahrens ergeben sich häufig Konsenslösungen, die zu einer hohen Zufriedenheit bei allen Beteiligten führen, da diese eine WIN-WIN-Situation schaffen.
Wo finde ich für mein Unternehmen geeignete Mediatoren?
Neben der Autorin des Artikel, Astrid Wack, finden Sie bei uns weitere erfahrene Begleiter für Konfliktmoderation und Mediation. Wir führen auch Workshops und Seminare in Hamburg und Deutschland zum Umgang mit Konflikten für Führungskräfte, Abteilungen oder Teile des Unternehmens durch. Interesse? Sprechen Sie uns gerne an.
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